Ein Säulenheiliger des Blues
Es gibt in der Blueswelt wenig, worüber sich die Fachleute so sehr einig sind wie in ihrem Urteil über Duke Robillard. Einer der stilistisch vielseitigsten und versiertesten, ja, brillantesten Gitarristen auf so ziemlich jedem Gebiet zwischen Rockabilly und Rock’n’Roll, Swing und Jump, Jazz und R’n‘B, zwischen Old School und New Style sei er, sagen sie alle. Was er auch anfasse, verrate Geschmack, Leidenschaft und seine Liebe zur Musik. Wobei der Blues im Mittelpunkt stehe, besonders der seines Idols, des Texaners TBone Walker. Letzteres sagt Robillard, der Mann aus Rhode Island, selber.
Wenn ihm seine Mitwirkung in den Bands von Leuten wie Tom Waits und Bob Dylan Zeit lässt, spielt er immer noch gerne in kleinen Clubs. In Muddys Club ist dieser Säulenheilige des Blues nicht zum ersten Mal zu Gast, wobei seine Konzerte stets ganz besondere Ereignisse waren. Dieses spezielle aber, um das es hier geht übertrifft sie alle. Warum?–Weil Robillard ganz im Sinne eines Streifzugs durch die Historie, die Stile und die Regionen des Blues ganz locker und mit unglaublicher Selbstverständlichkeit einen im Grunde gar nicht möglichen Spagat hinbekommt. Einen Spagat also zwischen der reinrassigen Jazzballade „If I Had You“ von Ted Shapiro aus dem Jahre 1928 und Al Jolson’s „Avalon“ von 1920 und dem Chicago Blues eines Muddy Waters und in der Folge davon eines Buddy Guy in Gestalt von „Morning Dove“ und der Lässigkeit von New Orleans bei „Girl Let me Tell You“ und dem zornigen Hammerbeat beim vielsagenden „I’m Gonna Quit You Baby“, in dem Text und Musik so perfekt zusammenpassen. Robillard ist ein Fuchs. Charlie Christian, Jim Hall und den erwähnten T-Bone Walker unter einen Hut zu bringen, gleich darauf Jimmy Reed zu zitieren und dann seine eigene Mitgliedschaft bei der legendären Band „Roomful Of Blues“, das verrät wahre Größe. Dass er dabei als Stilbildner in eigener Sache immer er selbst bleibt, ist sonnenklar. Dieser Mann sitzt bei aller Vielseitigkeit nie zwischen den Stühlen, sondern nimmt als Verwalter der Bluesgeschichte ganz selbstverständlich und mit vollem Recht auf ihnen Platz.